rst einmal zur Einführung für alle Leser, die nicht zu meinen facebook-Bekanntschaften zählen: Ich bin seit dem Dienstag der Osteroktav auf Reha im Waldviertel. Auf facebook poste ich hin und wieder kleine Beiträge und bergeweise Photos (von denen gibt's dann irgendwann auf dem Blog auch ein "Best of").
Nun werde ich in diesen Tagen Zeugen einer Geschichte, die so mega-filmreif ist, daß ich sie nicht nur auf facebook, sondern auch hier erzählen möchte.
Im Speisesaal sitzt zwei Tische weiter eine ältere Dame, die stets so zum Abendessen kommt, als ginge es zum Opernball. Ich werde sie der Einfachheit halber im Folgenden "Die Gräfin" nennen. Während ihre Kleidung eher als schlicht und elegant zu bezeichnen ist, fährt sie Geschmeide-mäßig wohl so ziemlich alles auf, was da ist. Ich stelle mir in meiner Phantasie eine Art großer Seemannskiste vor, auf der das Schild "Familienschmuck der letzten 300 Jahre" angebracht ist und welche regelmäßig mindestens zur Hälfte entleert wird, bevor es in den Speisesaal geht. Es muß auch dringend noch hinzugefügt werden, daß besagte Dame ihren siebzigsten Geburtstag sicherlich schon gefeiert hat, daß sie von einer verwittert-aristokratischen Aura umweht wird und daß sie ausgesprochen attraktiv ist und ihre natürliche Schönheit nur mit minimalen Schmink-Eingriffen unterstützt.
Die Gräfin saß nun in den ersten Tagen meiner Reha mit zwei weiteren Damen am Tisch, die vom Styling und von der Ausstrahlung her eher in eine Ruhrpott-Doku paßten und die sich dementsprechend mit "Guck mal, da schwebt wieder dieses aufgebrezelte Hollywood-Mäuschen an!"-Blicken verständigten, wenn die Gräfin erschien. Dementsprechend kühl und karg war die Konversation an diesem Tisch. Es ist nicht so, daß ich die Gespräche im Speisesaal belausche; ich kann nur an den Bewegungen und Blicken ganz gut erkennen, ob man sich an einem Tisch bestens unterhält, oder ob man dort nur seine Mahlzeit schnellstmöglich zu sich nehmen will, um bald wieder in wärmere Regionen zu gelangen.
Vor drei Tagen nun reisten die beiden Ruhrpott-Ladies ab und zwei neue Gäste reisten an. Die Plätze im Reha-Zentrum sind offenbar schwer begehrt, so daß auf die Abreise eines Gastes umgehend die Anreise eines neuen Patienten folgt. Der erste Auftritt der neu Angereisten entfaltete sich vor meinen Augen nun wie folgt. Ich saß bereits am Mittagstisch und wartete brav auf mein Süppchen. Die Gräfin war ebenfalls schon anwesend. Zu ihr gesellte sich nun eine weitere Dame, im Alter ihr nicht weit voraus, sondern vielleicht eher gar ein paar Jährchen hinterher. Sie mag ungefähr 65 Lenze zählen. Diese Dame werde ich im Folgenden "Die Industriellen-Gattin" nennen. Im Vergleich zu der zarten Gräfin hat die neu eingetroffene Patientin ein eher großzügiges Format. Allerdings schmückt sie sich kaum weniger blendend und kleidet sich ein wenig auffälliger, sowohl was die Farben als auch den Schnitt betrifft. Man begrüßt sich höflich, die Industriellen-Gattin setzt sich, und schweigend wartet man geduldig auf die Suppe.
Zeit für Neuankömmling Nummer zwei. Es kommt ein Herr auf den Tisch zu, der vom Alter her exakt zu den beiden anwesenden Damen paßt. Daß frohe, beinahe übermütige Leuchten der Hoffnung, welches umgehend die Gesichter der beiden hoffentlich Ledigen oder Verwitweten ziert, ist für alle, welche die Situation beobachten, sicherlich ebenso verständlich wie für mich: Der circa siebzigjährige Herr dürfte wohl nicht weniger als 185 Zentimeter an Körpergröße messen, ist dezent gebräunt und hat volles, silbernes Haar. Er ist wohlgenährt, aber nicht fett und schwabbelig, sondern eher kräftig, dazu sportlich-leger aber geschmackvoll gekleidet. Und er hat den Vorteil, daß er nicht nur ein attraktives Gesicht hat, welches irgendwo zwischen Sky Dumont und Hans-Joachim Kulenkampff angesiedelt ist, sondern auch eine Fellini-mäßige Playboy-Ausstrahlung besitzt.
Für einen Moment scheint die Zeit stillzustehen, als nicht nur ich, sondern vor allem die Damen begeistert realisieren, daß Sky Kulenkampff ihr Tischnachbar sein wird. Ich riskiere einen schnellen Blick und erkenne an seiner Hand weder einen Ehering noch eine verräterische Aussparung in der regelmäßigen Bräunung.
An dieser Stelle muß die Erzählung enden und der Spekulation Platz machen, da die Damen sich bisher mit neugierigen, verschämt schmachtenden und - wenn ich es richtig interpretiert habe - in zwei Fällen (die Gräfin, gestern, beim Mittaggessen) kecken Blicken, leichter Konversation und geziemendem Gelächter zufrieden gaben. Noch sah ich weder im Haus noch auf dem Gelände Sky Kulenkampff in Begleitung einer der beiden Damen, womit die Frage offenbleibt, ob nun die Gräfin oder die Industriellen-Gattin sich einen Kurschatten zulegt oder ob der Herr vielleicht ganz andere Wege einschlägt.
Es bleibt spannend. Sollte eine Entscheidung fallen, werde ich selbstverständlich darüber berichten.
Nun werde ich in diesen Tagen Zeugen einer Geschichte, die so mega-filmreif ist, daß ich sie nicht nur auf facebook, sondern auch hier erzählen möchte.
Im Speisesaal sitzt zwei Tische weiter eine ältere Dame, die stets so zum Abendessen kommt, als ginge es zum Opernball. Ich werde sie der Einfachheit halber im Folgenden "Die Gräfin" nennen. Während ihre Kleidung eher als schlicht und elegant zu bezeichnen ist, fährt sie Geschmeide-mäßig wohl so ziemlich alles auf, was da ist. Ich stelle mir in meiner Phantasie eine Art großer Seemannskiste vor, auf der das Schild "Familienschmuck der letzten 300 Jahre" angebracht ist und welche regelmäßig mindestens zur Hälfte entleert wird, bevor es in den Speisesaal geht. Es muß auch dringend noch hinzugefügt werden, daß besagte Dame ihren siebzigsten Geburtstag sicherlich schon gefeiert hat, daß sie von einer verwittert-aristokratischen Aura umweht wird und daß sie ausgesprochen attraktiv ist und ihre natürliche Schönheit nur mit minimalen Schmink-Eingriffen unterstützt.
Die Gräfin saß nun in den ersten Tagen meiner Reha mit zwei weiteren Damen am Tisch, die vom Styling und von der Ausstrahlung her eher in eine Ruhrpott-Doku paßten und die sich dementsprechend mit "Guck mal, da schwebt wieder dieses aufgebrezelte Hollywood-Mäuschen an!"-Blicken verständigten, wenn die Gräfin erschien. Dementsprechend kühl und karg war die Konversation an diesem Tisch. Es ist nicht so, daß ich die Gespräche im Speisesaal belausche; ich kann nur an den Bewegungen und Blicken ganz gut erkennen, ob man sich an einem Tisch bestens unterhält, oder ob man dort nur seine Mahlzeit schnellstmöglich zu sich nehmen will, um bald wieder in wärmere Regionen zu gelangen.
Vor drei Tagen nun reisten die beiden Ruhrpott-Ladies ab und zwei neue Gäste reisten an. Die Plätze im Reha-Zentrum sind offenbar schwer begehrt, so daß auf die Abreise eines Gastes umgehend die Anreise eines neuen Patienten folgt. Der erste Auftritt der neu Angereisten entfaltete sich vor meinen Augen nun wie folgt. Ich saß bereits am Mittagstisch und wartete brav auf mein Süppchen. Die Gräfin war ebenfalls schon anwesend. Zu ihr gesellte sich nun eine weitere Dame, im Alter ihr nicht weit voraus, sondern vielleicht eher gar ein paar Jährchen hinterher. Sie mag ungefähr 65 Lenze zählen. Diese Dame werde ich im Folgenden "Die Industriellen-Gattin" nennen. Im Vergleich zu der zarten Gräfin hat die neu eingetroffene Patientin ein eher großzügiges Format. Allerdings schmückt sie sich kaum weniger blendend und kleidet sich ein wenig auffälliger, sowohl was die Farben als auch den Schnitt betrifft. Man begrüßt sich höflich, die Industriellen-Gattin setzt sich, und schweigend wartet man geduldig auf die Suppe.
Zeit für Neuankömmling Nummer zwei. Es kommt ein Herr auf den Tisch zu, der vom Alter her exakt zu den beiden anwesenden Damen paßt. Daß frohe, beinahe übermütige Leuchten der Hoffnung, welches umgehend die Gesichter der beiden hoffentlich Ledigen oder Verwitweten ziert, ist für alle, welche die Situation beobachten, sicherlich ebenso verständlich wie für mich: Der circa siebzigjährige Herr dürfte wohl nicht weniger als 185 Zentimeter an Körpergröße messen, ist dezent gebräunt und hat volles, silbernes Haar. Er ist wohlgenährt, aber nicht fett und schwabbelig, sondern eher kräftig, dazu sportlich-leger aber geschmackvoll gekleidet. Und er hat den Vorteil, daß er nicht nur ein attraktives Gesicht hat, welches irgendwo zwischen Sky Dumont und Hans-Joachim Kulenkampff angesiedelt ist, sondern auch eine Fellini-mäßige Playboy-Ausstrahlung besitzt.
Für einen Moment scheint die Zeit stillzustehen, als nicht nur ich, sondern vor allem die Damen begeistert realisieren, daß Sky Kulenkampff ihr Tischnachbar sein wird. Ich riskiere einen schnellen Blick und erkenne an seiner Hand weder einen Ehering noch eine verräterische Aussparung in der regelmäßigen Bräunung.
An dieser Stelle muß die Erzählung enden und der Spekulation Platz machen, da die Damen sich bisher mit neugierigen, verschämt schmachtenden und - wenn ich es richtig interpretiert habe - in zwei Fällen (die Gräfin, gestern, beim Mittaggessen) kecken Blicken, leichter Konversation und geziemendem Gelächter zufrieden gaben. Noch sah ich weder im Haus noch auf dem Gelände Sky Kulenkampff in Begleitung einer der beiden Damen, womit die Frage offenbleibt, ob nun die Gräfin oder die Industriellen-Gattin sich einen Kurschatten zulegt oder ob der Herr vielleicht ganz andere Wege einschlägt.
Es bleibt spannend. Sollte eine Entscheidung fallen, werde ich selbstverständlich darüber berichten.
7 Kommentare:
Solltest Du dann doch nicht berichten, werde ich davon ausgehen, daß weitere Gräfin-Gattin-Kulenkampff-Details vom Beichtsiegel geschützt sind.
Korrekt!
Ich möchte gerne wissen, wie's weiter geht... Kann ansonsten gerne auch ausgedacht sein - aber dann bitte auf die Leserschaft Rücksicht nehmen, die auch mal eine "Hach!"Story hören möchte... :-)
Was im Entlassungsbericht steht, kann Ihnen vermutlich faktisch ja egal sein - selbst wenn Sie als dauerhaft erwerbsunfähig eingestuft werden sollten. Also, genießen Sie die Zeit - und gute Besserung!
Und nicht vergessen: Wenn ich Du wär', wär' ich lieber ich... :-) (Einer unserer Dauersprüche in der Reha - auch das ist zum "Erden" immer wieder ganz gut, trotz der eigenen Erkrankung und trotz des eigenen Krankheitsverlaufes kann man ganz oft - auch ausserhalb der Reha - sagen mit dem/der möchte ich nicht tauschen...)
Nachtrag: Falls Sie sich (als Mann) fragen, was eine Hach!-Geschichte ist: das ist eine Geschichte, die beim Publikum mit *seufz*"Hach!"*seufz* endet.
Die besten Geschichten schreibt das Leben selbst, und Ihnen gute Erholung.
Jawoll! Sag ich doch. Zauberberg 2.0. Ich vergehe vor Neid. Ich bin natürlich für die Gräfin, go, Bitch!!!
Danke fürs Erzählen der unterhaltsamen Begebenheit :-)
Ich wünsche Ihnen gute Besserung!
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