Montag, 16. März 2015

Abtreibung - reloaded

Hi Leute!

Weil sich unter diesem Posting die Kommentare mittlerweile bis zur Oberkante der Unterlippe stapeln, fassen wir nochmals kurz das zusammen, was wir zum Thema "Abtreibung" zu sagen haben. Weniger in der Hoffnung, daß man das an interessierter Stelle vielleicht auch einfach mal akzeptieren kann (wobei die Hoffnung ja in der Tat zuletzt stirbt...), sondern weil wir bestimmte Dinge gerne klarstellen möchten.

Erstens: Die für uns entscheidende Frage ist, ob bei einer Abtreibung ein menschliches Leben beendet wird oder nicht. Wenn ein menschliches Leben beendet wird, dann sind wir gegen Abtreibung. Es wird aber ein menschliches Leben beendet, also sind wir gegen Abtreibung.

Zweitens: Wir trauen uns keine Prognose zu, ob eine Verschärfung der Abtreibungsgesetze nun zu einer Abnahme der Abtreibungszahlen führt oder nicht. Wir wünschen uns allerdings auch keine Verschärfung der Gesetze, sondern eine Verbesserung der Aufklärung darüber, was die menschliche Sexualität ist, welche Konsequenzen sie hat und wie man verantwortungsvoll mit ihr umgeht.

Drittens: Wir wehren uns gegen Begriffe wie "Babycaust" und ähnliche Keulen, mit denen die Zahl der Abtreibungen durch den Vergleich vernichteter Leben in die Nähe der Nazizeit gerückt werden soll. Das ist unappetitlich und bringt zudem zwei Dinge zusammen, die nicht zusammengehören.

Viertens: Alle noch so guten und schönen, auf wissenschaftlichen, seriösen, methodisch einwendfreien Untersuchungen und Statistiken beruhenden Argumente für oder gegen Abtreibung zerfallen vor unserem Verstand zu Staub, so lange "Abtreibung" gleichzusetzen ist mit "Beendigung eines menschlichen Lebens". Denn so lange diese Gleichsetzung steht, braucht man auch keine weiteren Argumente gegen die Abtreibung.

Fünftens: Die immer wieder ins Feld geführten Härtefälle (wie z.B. Vergewaltigung oder Lebensgefahr der Mutter) bereiten auch uns Kopfweh. Wir sehen die Sache so: Wenn man nach einer Vergewaltigung das Kind abtreibt, dann hat man dem einen Übel ein weiteres Übel hinzugestellt. Wenn man bei Lebensgefahr der Mutter das Kind abtreibt, hat man ein menschliches Leben genommen, um ein menschliches Leben zu retten.
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BLEIBT LOCKER UND BETET DEN ROSENKRANZ, EURE PIMPFE

22 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Zu 5.)
Meine Mutter war im Vertrauen auf Gott, trotz objektiv bestehender Todesgefahr für uns beide bereit, mir das Leben zu schenken. Sie widerstand dem enormen Druck des Arztes. Meine Entbindung war lebensgefährlich für sie und mich. Die Ordensschwestern des katholischen Krankenhauses, in dem sie entband waren Tag und Nacht unter persönlichen Opfern für uns da.
Gott ist ein Freund des Lebens und wer auf Ihn hofft, hofft nicht vergebens!

Hans hat gesagt…

Wenn Sie ein solch radikaler Lebensschützer sind, verurteilen Sie sicherlich auch Todesstrafe und Kriegseinsätze. Beim Beispiel der vom Tode bedrohten Mutter opfern auch Sie das Leben der Mutter für das Leben des Kindes, richtig? Bei einer Vergewaltigung wird die Entscheidung zu einem Zeitpunkt erfolgen, wo es noch gar keine Verschmelzung gegeben hat, die Pille danach sollte also kein Problem für Sie sein.

Klaus Ebner hat gesagt…

Danke für den Beitrag!

Finde ich eine gute Diskussionsgrundlage.

Klaus Ebner hat gesagt…

Nur weil in diesem Zusammenhang immer vom "enormen Druck" des Arztes gesprochen wird. Wäre an diesem Tag etwas "schiefgegangen" und hätte der Arzt zuvor Ihre Mutter nicht nachweislich darauf hingewiesen, dass in ihrem Fall die Beendigung der Schwangerschaft ausdrücklich zu empfehlen ist, dann hätte es sich strafbar gemacht. Und es wären mit großer Wahrscheinlichkeit Schadensersatzforderung im hohen Ausmass auf ihn zugekommen. Das ist Kollegen bereits passiert. Ärzten passiert es durchaus hin und wieder, dass Eltern die nach einem auffälligen Befund schon den Gedanken einer Abtreibung weit von sich weisen, nach Geburt eines (schwerbehinderten) Kindes sofort klagen. Das ist die andere Seite der Medaille.

Anonym hat gesagt…

"Bei einer Vergewaltigung wird die Entscheidung zu einem Zeitpunkt erfolgen, wo es noch gar keine Verschmelzung gegeben hat, die Pille danach sollte also kein Problem für Sie sein." wenn das so tatsächlich der Fall, also bevor die Verschmelzung erfolgt, sehe ich nicht wie damit irgendwer ein Problem haben kann, tatsächlich sieht die Kirche das ja ebenso und setzt es auch dort um, wo es zB um Nonnen in vergewaltigungsgefährdeten Regionen geht. "Beim Beispiel der vom Tode bedrohten Mutter opfern auch Sie das Leben der Mutter für das Leben des Kindes, richtig?" Können Sie lesen? "Wenn man bei Lebensgefahr der Mutter das Kind abtreibt, hat man ein menschliches Leben genommen, um ein menschliches Leben zu retten." Also: Notwehrsituation, in der die Entscheidung frei gestellt sein sollte und in dieser, aber eben nur in dieser , Situation das Nehmen eines anderen Lebens, so es wirklich keine andere Möglichkeit gibt, gerechtfertigt ist. Anders als, und da haben Sie ganz recht, bei der Todesstrafe und allen Kriegen, die nicht ebenfalls der Notwehr dienen (also so ziemlich allen).

Anonym hat gesagt…

Was Sie ansprechen, Herr Ebner, ist absolut korrekt. m.E. nach liegt hier ein Missstand vor. Es ist wahr, dass die Schuldfrage bei Abtreibungen sehr komplex ist und nicht mit einem Wort zu beantworten ist (Frauen, Männer, Ärzte, Gesellschaft). Darüber muss sich jeder im Klaren sein, simple Antworten sind da nicht korrekt. Ebenso wenig korrekt ist es aber, die Komplexität an der Verantwortung am unrecht dahingehend zu missdeuten, dass ein Unrecht objektiv und aus Opfersicht nicht stattgefunden habe. Um das zu verdeutlichen: wenn wir Macbeth lesen, ist es moralisch unklar, wer denn nun die Verantwortung am Königsmord trägt, ob er selbst, Lady Macbeth, die Hexen etc, insbesondere wenn wir fälschlicherwiese dazu tendieren, Schuld als monokausal und unteilbar zu betrachten. Daraus aber zu schließen, das Thema Königsmord sei sehr komplex und man könnte doch nicht eindeutig sagen, ob der Königsmord selbst nun (zumind. in den Augen Shakespeares) moralisch abzulehnen sei ist schlicht falsch, ebenso wenn man die einfach Frage, ob man Kidner töten darf (nein), durch die komplizierte wer schuld ist wenn doch zu verdunkeln versucht.

Ex hat gesagt…

Wie nett, wir diskutieren drüber, ob so ein Würmlein ins Leben kommen darf, nett, ausgewogen, mein Gott was sind wir für Heuchler!
Das Zeugnis des anonym interessiert natürlich keinen!
Der Mensch ist sterblich, aber man muss, zwingend muss, ihm die Chance geben leben zu können.
Weil wir aber schon so lange an den Brunnenstuben des Lebens herumfuchteln, deshalb kann man kaum drüber diskutieren.
Und ja im AT war das so, dass der Vergewaltiger gezwungen war, sein Leben lang für Mutter und Kind zu sorgen, ich frage mich ernsthaft warum man das heutzutage nicht auch so macht?
Und seien wir ehrlich nach dem WKII gab es Unmengen solchen Kinder, und zwar im russischen und im französischen Sektor, im Prinzip sagen wir all diesen Kindern "Eigentlich gehört ihr nicht in dieses Leben!"

Anonym hat gesagt…

Die ausdrückliche Empfehlung des Arztes an meine Mutter 'die Schwangerschaft beenden zu lassen' war der ausdrückliche Rat des Arztes an meine Mutter mich töten zu lassen.
Meine Mutter wusste, daß Gott der Herr über unser Leben ist und sie kein Recht hatte über mein Leben zu entscheiden.
Ihr Hinweis auf die rechtliche Situation von Ärzten heute hier in unserem Land ist zutreffend, aber sie ist die Folge der 'Kultur des Todes' die bei uns mächtig ist.
Der Wille Gottes ist unser Ja zu jedem gezeugten menschlichen Leben.

Der Herr Alipius hat gesagt…

Natürlich verurteilen wir die Todesstrafe und Kriegseinsätze. Wir verurteilen auch die Folter oder die Euthanasie. Wir verurteilen nicht das Recht des Menschen oder ganzer Staaten auf Selbstverteidigung gegen einen Aggressor, vorausgesetzt, die Verteidigung erfolgt mit angemessenen Mitteln und hat erkennbar tatsächlich die Verteidigung zum Ziel und nicht die Auslöschung des Gegners.

Anonym hat gesagt…

"Und ja im AT war das so, dass der Vergewaltiger gezwungen war, sein Leben lang für Mutter und Kind zu sorgen, ich frage mich ernsthaft warum man das heutzutage nicht auch so macht?" Tun wir ja, laut Gesetz besteht hier eine Unterhaltsverpflichtung. - "Und seien wir ehrlich nach dem WKII gab es Unmengen solchen Kinder, und zwar im russischen und im französischen Sektor, im Prinzip sagen wir all diesen Kindern "Eigentlich gehört ihr nicht in dieses Leben!" " Nun, Hitler wollte die ja alle abtreiben lassen. Die Ironie besteht aber darin, dass Alice Schwarzer selbst auf diese Weise ins Leben kam, also ihren eigenen Prinzipien zufolge nicht leben dürfte, aber dann durch die folgende Adenauerregierung doch geschützt wurde, was sie später erfolgreich abzuschaffen trachtete. Das heißt also: wenn Lebensschützer einen Terminator anheuern würden, der in der zeit zurückreist, um zum Schutze späterer Baby-Alice mit ihren eigenen Überzeugungen zu konfrontieren... wäre das Notwehr? Ich führe das ethische Dilemma jetzt nicht weiter aus, aber ein interessanter Film wär das schon.

Eugenie Roth hat gesagt…

Anonym - das hätte ich genau so schreiben können. Auch meine (Schwangerschaft und) Geburt hat das Leben ZWEIER Menschen gefährdet. Auch meine Mutter hat sich für das Leben ihres Kindes entschieden ... und das war richtig so, nach der Meinung meiner Mutter!!!
Ärzten empfehle ich, sich von den Eltern, deren Kind vermutlich behindert auf die Welt kommen wird, die Aufklärung über eine mögliche Behinderung und Ablehnung der Abtreibung unterschreiben zu lassen!!! Warum gibt es das nicht längst?

Klaus Ebner hat gesagt…

"Die Ironie besteht aber darin, dass Alice Schwarzer selbst auf diese Weise ins Leben kam......aber dann durch die folgende Adenauerregierung doch geschützt wurde,..."
Hääh? Alice Schwarzer wurde 1942 geboren, ich wusste gar nicht, dass Adenauer da schon Kanzler war ;-)

Klaus Ebner hat gesagt…

Das hat nichts mit einer "Kultur des Todes" zu tun sonder ist simple Ärzte-Haftpflicht. Der Arzt wäre ja auch dann haftbar, wenn er z.B. Komplikationen im Zuge der Geburt nicht nach Maßgabe ärztlicher Sorgfalt behandelt und dadurch das Kind geschädigt wird. Bei dauerhaftem Schaden muss er Schadenersatz zahlen - die Gerichte legen da sehr strenge Maßstäbe an. Inzwischen auch dann wenn Behinderungen übersehen werden, die pränatal diagnostizierbar wären.

Anonym hat gesagt…

Ich sehe es so, das es Teil einer Kultur des Todes ist, Ungeborene töten zu lassen oder Schadenersatz einzufordern, wenn ein Kind krank oder behindert sein könnte oder ist.
Im ersten Fall wird der Tod gewählt im zweiten Fall wird es zum leider lebenden Schadensfall und wäre damit im Grunde besser tot. Oder?

Ex hat gesagt…

Ja es ist Kultur des Todes die sich ganz klasse vorkommt.

Anonym hat gesagt…

Ein Link zu einem kath.net-Beitrag über Eltern, die wahrhaft Klasse sind: http://www.kath.net/news/49776
Habe ich gerade gelesen. Kultur des Lebens, ganz real!

F. M. hat gesagt…

Diese Einstellung zur Todesstrafe entspricht nicht im geringsten der, des römisch katholischen Lehramtes, das in Ziffer 2266 des Katechismus der katholischen Kirche Hinrichtungen expressis verbis erlaubt. Diese Rosinenpickerei ist allerding sehr gebräuchlich, nicht nur im Katechismus, sondern auch in der Bibel; was ins eigene Weltbild passt wird angenommen, der Rest völlig ausgeblendet.
Allerdings wäre ich, angesichts dieser Sachlage mit dem Ausdruck "Kultur des Todes" ein ganz klein wenig vorsichtiger. Dieser Kampfbegriff kann einem ganz schnell auf die Füsse fallen und völlig unglaubwürdig werden.

Ex hat gesagt…

Lesen werter FM könnte helfen, es tut mir leid, aber die RKK differenziert, was natürlich furchtbar böse ist...

F. M. hat gesagt…

Schön, sie differenziert. Wenn, in Ihrer Diktion, Menschen andere Menschen bei einem Schwangerschaftsabbruch töten, dann ist das böse und entspringt einer angeblichen Kultur des Todes. Wenn die römisch katholische Doktrin, Lehre Menschen umbringen lässt, dann differenziert sie und es ist, ja was denn? Eine Kultur des Lebens? Sicher nicht. Es scheint mir viel eher eine Kultur der Doppelmoral zu sein. Jedenfalls ist damit die Glaubwürdigkeit der Aussage vom angeblich absoluten Lebensschutz dahin. Das Argument können sie den Hasen geben, wie man in Süddeutschland so schön sagt.
Wobei es seit Tuam 796 sowieso absolut vorbei ist mit der Glaubwürdigkeit der katholischen Kirche.

Der Herr Alipius hat gesagt…

Lieber F.M.
Sie schreiben vom Rosinenpicken. Und dann gehen Sie hin und ignorieren, daß sowohl Papst Benedikt XVI (im November 2011) als auch Papst Franziskus (im Oktober 2014) ein Ende der Todesstrafe gefordert haben. Weiterhin ignorieren Sie, daß der Katechismus nach 2266 so fortfährt: "2267 Soweit unblutige Mittel hinreichen, um das Leben der Menschen gegen Angreifer zu verteidigen und die öffentliche Ordnung und die Sicherheit der Menschen zu schützen, hat sich die Autorität an diese Mittel zu halten, denn sie entsprechen besser den konkreten Bedingungen des Gemeinwohls und sind der Menschenwürde angemessener."
Wenn man sich mit solchen Scheuklappen in sein Feindbild, die Kirche, verbeißt, dann mag es für Außenstehende irgendwo zwischen verständlich und zwingend logisch angesiedelt sein, daß als Schlußfolgerung eine Kirche herauskommt, die durch Doktrin und Lehre "Menschen umbringen läßt".
Was den Rahmen unserer Diskussionen über den Schutz des Lebens betrifft, disqualifizieren Sie Sich mit solchen Aussagen allerdings selbst. Denn es fällt uns einfach zunehmend schwer, da keinen Geifer und keine Doppelzüngigkeit zu sehen.

F. M. hat gesagt…

So so, die Herren fordern ein Ende der Todesstrafe. Aber halten sich in ihrem Katechismus, immerhin das wichtigste Morallehrbuch ein blutiges Hintertürchen offen, von dem Sie behaupten, dass es so gar nicht gelten kann, wegen des nächsten Canons 2267.
Na wenn das so ist, dann suche ich mir auch aus, welcher Canon für mich gilt und welcher wie durch andere eingeschränkt wird.
Nochmal GLAUBWÜRDIG ist das ganze eher weniger, da in einer absolutistisch verfassten Monarchie, wie der römisch-katholischen Kirche dieser unsägliche Hinrichtungsparagraf anstatt mit vielen schönen Worten mit einem Federstrich gelöscht werden kann. Aber er sollte wohl nicht gelöscht werden. Vielleicht ist er zu wichtig. Was schlecht wäre. Oder zu unwichtig, was noch viel schlechter wäre. Ich finde drn Katechismus jedenfalls prima. Lebensschutz muss unbedingt sein, aber nur dort, wo es uns wichtig ist. Wenns darum geht, dass Frauen entscheiden.

SusesReh hat gesagt…

Auf die Gefahr hin, eine schon wieder bis Oberkante Unterlippe Kommentarliste nochmals zu strapazieren:
Als einen Mensch mit mehr Erfahrung im "Härtefall Vergewaltigung" als mir lieb ist kann ich nur sagen, dass ich dem 5. Punkt ausdrücklich zustimme.
!!!
Um mich der Formulierung des Hinzustellens eines neuen Übels zu bedienen; das neue Übel trägt nicht zur Heilung des ersten Übels bei, auch dann nicht, wenn vielleicht ein Kind ebenfalls nicht unbedingt gerade nur heilsam wäre und die Nachricht, doch nicht schwanger zu sein mit größtem Jubel aufgenommen wird.
"Nicht schwanger sein" ist nämlich was anderes als "schwanger weggemacht" zu haben!