Ich schaue, wenn ich in der Pfarre bin, hin und wieder gerne mal in unserem Kindergarten vorbei, weil da erstens immer kunterbunte Knirpspanik und fröhliches Vorschulgewusel herrschen und weil ich zweitens möchte, daß die Kleinen sich ein wenig an den Anblick des ganz in schwarz gekleideten Herrn Alipius gewöhnen und mit der Zeit lernen, daß er harmlos ist.
Heute der Beweis, daß ich offenbar auf einem guten Weg bin: Ich komme in den Kiga. Alle Kinder sind in einem Raum, um einen Geburtstag zu feiern. Aber aus dem Umkleideraum einer der Gruppen höre ich eine nicht übermäßig hysterische aber dennoch irgendwie klagende Bubenstimme: "Mama! Mama!"
Ich denke mir: 'Oh-oh! Was geht denn da ab? Haben die den Kleinen vergessen?'
Und im dem Moment kommt er aus der Umkleide. Mein Hirn kombinierte kurz: 'Ein kleiner, circa 4 Jahre alter Bub, der seine Mama sucht, steht in einem ansonsten menschenleeren Flur plötzlich einem 1,90 Meter großen, schwarz gekleideten Mann gegenüber, den er zwar schon hin und wieder mal gesehen hat, der aber eigentlich doch ein Fremder ist'.
Ich richtete mich also schon mal auf großes Geschrei ein.
Stattdessen lächelt der Knirps und hält mir eine Sandale hin, welche offenbar das Gegenstück zu jener ist, die er bereits am rechten Fuß trägt. Ich frage: "Brauchst Du Hilfe, kleiner Mann?"
Das Lächeln wird zum Strahlen, während er sich auf den Hosenboden plumpsen läßt und mir seinen linken Fuß entgegenstreckt. Ich zwänge also den Fuß in die Sandale, als seine Mama um die Ecke kommt, die irgendwo mit irgendeiner Kindergärtnerin irgendetwas geklärt hat.
Ich sage: "Er hatte Probleme, sich die Sandale anzuziehen..."
Die Mutter antwortet: "Von wegen! Der ist nur zu faul! Der soll das eigentlich alleine machen."
Ich entschuldige mich für das Durchkreuzen des Erziehungsplanes, aber Mama sieht's locker. Ich stehe auf und gehe zu den Anderen, um dem Geburtstagskind zu gratulieren. Eben noch kann ich hören, wie der Sandalenkäsehoch mit stolz-aufklärendem Tonfall seiner Mutter kundtut: "Herr Farar!"
Lieber Gott, gib, daß ich das Vertrauen der Kinder immer zu schätzen weiß und durch meine Worte und Taten stets rechtfertige.
4 Kommentare:
Eine Freundin von mir pflegte beim Anblick kleiner Kinder zu sagen: Wo kommen eigentlich die vielen bösen Erwachsenen her?
Ja, das ist echt blöd, daß wir diese Unschuld und dieses Vertrauen so schnell versauen...
Voll reingefallen! (passiert mir auch andauernd!) :-)
oh ja, Sandalen anziehen, Schuhe binden , verklemmte Reißverschlüsse öffnen, dass war auch meine Aufgabe immer nach der Religionsstunde in der Grundschule..LOL
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