Samstag, 28. November 2015

Pünktlich zum Advent...

Es gab in den vergangenen Wochen unzählige Ereignisse, zu denen ich mich in der Vergangenheit normalerweise zu Wort gemeldet hätte.

Manchmal habe ich mich zu diesen Ereignissen dann auch tatsächlich geäußert. Häufiger habe ich es gelassen.

Warum? Weil mir das Internet mittlerweile oft viel zu schnell ist.

Beispiel Terror in Paris: Abgesehen von der Tatsache, daß mir anfangs sowieso erst einmal die Worte fehlten, war ich dann nach einer gewissen Verdauungszeit auch nicht mehr willens, in den Chor noch einzusteigen. Alle wußten sowieso sofort alles, und es braucht keinen Sheldon Cooper, um zu erahnen, daß die aus qualmenden Tastaturen ins Internet geschossenen Urteile sich stets brav widersprachen: "Schuld ist der Islam!" - "Der Islam ist unschuldig!" - "Noch mehr Einwanderung bedeutet noch mehr Terrorgefahr!" - "Einwanderungszahlen haben mit dem Terror null zu tun!" - "Die werden doch nur zu Terroristen, weil sie keine Perspektiven haben und sich nicht willkommen fühlen!" - "Die kriegen eh schon den roten Teppich ausgerollt, aber die wollen sich einfach nicht integrieren, sondern hier ihre Nummer abziehen!" - "Wir werden alle sterben, weil der Terror wächst!" - "Alles ist cool, weil der Terror nur zeigt, wie verzweifelt und am Ende die Islamisten mittlerweile sind!" undsoweiter...

Man bedenke auch dies: Der Zyklus von "Ich schmücke mein facebook-Profilbild mit einer transparenten Frankreich-Flagge, um Mitgefühl zu zeigen" über "Haha! Da glauben Leute, daß man durch die Veränderung des facebook-Profilbildes den Terror bekämpfen kann" und "Wer bei den Anschlägen in X nicht trauerte, braucht jetzt auch nicht heuchlerisch einen auf 'Je suis' zu machen" bis hin zu "Hört doch auf mit dem ätzenden Grief-Shaming!" war - glaube ich - in 48 Stunden durch.

Beispiel Terror durch die Antifa: Man kann ja gar nicht so schnell screenshooten, wie peinliche - weil kritische - Kommentare auf einschlägigen linksextremen Seiten wieder verschwinden und stattdessen die nächste Drohwelle auf (unter anderem) die katholischen Blogger zurollt. Und was soll man - außer einem extrem angepissen Rant - schon noch groß zu dem Thema schreiben? Wenn irgendwer 'ne Idee hat, wie man diese weltfremden Frustfürsten mit ihrem Richterkomplex auch nur ansatzweise auf einer Ebene erreichen kann, auf der Brandsätze, Springmesser, Zwillen, Pflastersteine und in bedrohliche, große Worte gepackte kleine Gedanken erst einmal kein Thema sind: Gerne.

Beispiel Rußland/Türkei: Klaro waren entweder alle oder keiner Schuld. Und es ist ja auch völlig neu, daß Herrscher (plus jeweiliger Clique) lieber Mal bezüglich eines oder mehrerer Menschenleben Fünfe grade sein lassen, und ihren Auftrag als "Alle kacke außer Ich (und vielleicht noch ein paar Speichellecker)!" mißverstehen. Da muß ich dringend auch noch meinen Senf zu geben.

Aber jetzt habe ich dann gestern doch noch etwas gesehen, welches genug "Blut wird in den Adern zu Eis"-Potential besitzt, um es hier mal kurz anzusprechen: Die Rede ist von der totalen Zombifizierung der USofA am sogenannten "Black Friday".

Der traditionelle Beginn der Weihnachts-Einkaufssaison lockt Konsumenten mit abgrundtiefen Super-Sonder-Angeboten schon donnerstags vor die geschlossenen Ladentüren, damit jeder nur ganz weit vorne steht und somit zu den Ersten gehört, die sich von Geld, welches sie meistens gar nicht haben, Dinge kaufen, die sie in der Regel gar nicht brauchen, um Schulden anzuhäufen, die sie lieber gar nicht hätten. Wäre das Ganze nun ein gesitteter Vorgang, während welchem jeder sich ganz individuell in den Ruin stürzt, weil er eben doch den Bildschirm mit 5 cm mehr Durchmesser oder den Gemüsedämpfer für 50% weniger braucht, dann könnte man vielleicht noch mit der Schulter zucken. Aber die ganze Aktion ist leider ein gnadenloser Beutezug egoistischer Shopping-Mall-Gladiatoren, die bei Ladenöffnung mit solcher Bestimmtheit auf die ihnen ohne jeden Zweifel bereits gehörenden Waren zuhechten, daß dabei auch mal jemand hinfällt und überrannt wird. Und wehe demjenigen, der von einem begehrten und spottbillig angebotenen Produkt das letzte erwischt, aber sich von leer ausgegangenen Hyänen und Wölfen umstellt sieht. Mad Max käme da kaum unversehrt raus.

Die Pointe ist natürlich, daß diese Produkte in der Regel gar nicht so preiswert sind, wie es scheint, weil viele Unternehmen in den Wochen vor dem Black Friday ihre Preise stetig leicht anheben, um sie dann fallen zu lassen, weil nur für diesen Tag produzierte Abklatschware verhökert wird und weil die Ausgangspreise in Wirklichkeit nie so hoch waren, wie auf den Schildern angegeben, sondern einfach nur unverschämt hohe "unverbindliche Preisempfehlungen" sind.

Es gibt wahrscheinlich viele verschiedene Situationen, in denen einem Menschen ein Gedanke durch den Kopf schießen kann wie "Wir sind echt am Arsch!"

Als ich gestern in diversen Videos die Heerscharen untoter, wie ferngesteuert wirkender Konsum-Zombies sah, die sich gegenseitig Elektronik-Ramsch aus den Händen rissen, sich rauften, auf Sicherheitsleute und Cops losgingen, Läden in Schutt und Asche legten und Kinder noch lieber in die Schlacht schickten, als sich bergend über sie zu werfen, da war ich mir für einen ganz kurzen Augenblick nicht mehr sicher, ob ich mich, wenn's mal irgendwo eine universumweite 80er-Indie-Rock-Party geben sollte, dort wirklich als Mensch outen möchte.

"Hallo! Ich bin Xlotli. Vom Planeten Slogga. Ich bin ein Multide!"

"Äh... ja... Hi! Ich bin Ich. Vom Planeten Klosterneuburg. Ich bin ein Alipius!"

"Angenehm!"

"Ebenfalls!"

3 Kommentare:

Andreas N hat gesagt…

Ja ok, einigermaßen verstanden, aber ich ganz persönlich finde Kopfabschneider, Tottreter oder auch Umerzieher dann noch erheblich schlimmer als Elektronikmarkt-Zombies.

Der Herr Alipius hat gesagt…

Keine Frage. Ich hoffe, daß ich in meinem Text nicht an irgendeiner Stelle den Eindruck erweckte, ich fände das nicht.

Matthias Ruckenbauer hat gesagt…

http://ampilgerweg.blogspot.co.at/2014/10/taglicher-dienst.html