Sonntag, 7. Februar 2016

Schleier/Orgie

in Fragengespenst, das immer wieder mal schemenhaft durch meine Gedanken zog, das ich aber nie so richtig zu packen bekam, wird in der Frankfurter Allgemeinen vom algerischen Schriftsteller Kamel Daoud mit Blick auf Sylvesterköln einer interessanten Antwort gewürdigt:
    Die unerträgliche Spannung zwischen der Verschleierung im Diesseits und der versprochenen Orgie im Jenseits löse sich entweder durch Aggression und Explosion oder durch Verleugnung und Verschleierung. „In den ,Ländern Allahs‘ ist der Sex ein Versprechen durch den Tod, nicht durch die Liebe, und die Sexualität ist ein Verbrechen, es sei denn, sie ist durch die Religion kodifiziert und als irdisches Verlangen folglich getötet.“
Überspitzt? Womöglich. Total am Punkt vorbei? Mitnichten.

Es kann nicht einfach sein, die Spannung zu leben zwischen einer irdischen Existenz, in der so ziemlich alles reguliert ist und einer Jenseits-Phantasie, in der so ziemlich alles erlaubt ist.

Hinzufügen möchte ich noch einen winzigen eigenen Gedanken: Angenommen, man hat aufgrund einer bestimmten Lehre/Auslegung einen nicht geringen Teil von Gottes Schöpfung als irgendwie minderwertig, "bah!" und zu verschleiern zu betrachten, wie mag man sich dann wohl fühlen, wenn exakt dieser nicht geringe Teil von Gottes Schöpfung dann im Jenseits plötzlich dafür verantwortlich sein soll, daß man sich hemmungslos gehen läßt? Wird da nicht die Frau letztlich zur Herrin über den Mann - oder zumindest über seinen Willen - erklärt? Und wenn ja: Welche Auswirkungen hat dies wiederum auf das Verhältnis zwischen Mann und Frau zu Lebzeiten?

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