Samstag, 19. August 2017

Besser sein

ie Veröffentlichung des Untersuchungsberichtes über "Vorfälle von Gewaltausübung an Schutzbefohlenen bei den Regensburger Domspatzen" liegt nun bereits einen Monat zurück. Zu diesem Bericht sage ich nur soviel: Mir wurde, als ich ihn las, übel. Und ich hatte mehr als einmal mit den Tränen zu kämpfen. Als die erste Schockwelle sich gelegt hatte, folgte umgehend die zweite: Mir wurde klar, daß all diese fürchterlichen Dinge in meiner Kirche stattgefunden hatten. Die Reaktion war - wie schon beim Bekanntwerden der Mißbrauchskandale in diversen Ländern: 'Kann doch nicht sein'. Aber es konnte sein und es war tatsächlich so. Dies wiederum ließ in mir den Wunsch entstehen, es ließe sich irgendwie ungeschehen machen. Jedoch war ich mir bewußt, daß ich es nur für mich selbst und durch große Blindheit und große Lügenkonstrukte ungeschehen machen könnte. Und so lernte ich mit dem Wissen zu leben, daß diese unerhörten Dinge in meiner Kirche passiert sind, stets inständig hoffend und betend, daß die Opfer eines Tages Frieden und die Täter Vergebung finden werden.

Nicht schlecht gestaunt habe ich, als die Vorfälle bei den Regensburger Domspatzen im Internet von einigen Leuten relativiert wurden mit dem Hinweis darauf, daß eine etwas härtere Gangart an Schulen in der damaligen Zeit eben üblich war. Dazu zwei Anmerkungen: Erstens war die Gangart bei den Regensburger Domspatzen in vielen Fällen nicht nur "härter" sondern schlicht und einfach unmenschlich. Zweitens sind wir als Christen in dieser Welt immer aufgefordert, die Spielchen eben dieser Welt nicht einfach heiter zu übernehmen und mitzumachen, sondern - wenn diese Spielchen offensichtlich Leib, Seele und Würde von Menschen verletzen - einen anderen Weg einzuschlagen. Wie kann ein Priester, der zur Hochzeit der Regensburger Prügel- und Quäl-Orgien bei den Domspatzen in erziehender und/oder leitender Stellung tätig war, auch nur ansatzweise angenommen haben, unser Herr und Gott hielte eine solche Behandlung von Schutzbefohlenen für eine gute Idee? Und wie können manche Katholiken dieser Tage versuchen, mit dem flapsigen Verweis auf damalige Sitten die ganze Geschichte glatter zu bügeln?

Um einer anderen Diskussion, die sich neulich auf facebook entfaltete, einen kleinen Dreher zu geben: Wir sind als Katholiken nicht besser. Aber wir sind immer dazu aufgerufen, besser zu sein.

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