Freitag, 18. August 2017

Lothar Franz von Schönborn in weiteren Häppchen (III)

rzbischof Lothar Franz besaß eine natürliche und echte Frömmigkeit, die, das Überkommene und Übliche achtend, doch auch des stark persönlichen Akzentes nicht entbehrte; das verraten etwa die großen Stiftungen für die Wallfahrtskirche zum Hl. Blut in Walldürn, die ihm ihr prachtvoll geschmücktes Gebäude verdankt, oder das opferbereite Interesse für den Neubau der Wallfahrtskirche zu Gößweinstein. Der Bau der Clemenskirche für die Diaspora in Hannover fand in Lothar Franz den emsigsten Förderer, und die Würzburger Kathedrale schmückte er mit einem festlichen, säulenreichen Altar aus eigenen Mitteln.

Bei den großen Kirchenfesten, die natürlich mit allem zeitgemäßen Prunk gefeiert wurden, liebte Lothar Franz es, die Messe selbst zu lesen, was damals durchaus nicht die Regel war. In der geistlichen Verwaltung wiederum war er ein strenger Visitator, fürsorglich andererseits für die alten Priester, denen er ein Eremitenhaus errichtete. In Mainz führte er die "Ewige Anbetung" ein und für Bamberg baute er ein neues Jesuitenkolleg.

Lothar Franz war zeitlebens ein treuer Sohn der Kirche und ihrem Oberhaupt in Ehrfurcht zugetan; die Doppelstellung eines Kirchenfürsten und eines Reichsfürsten brachte es freilich mit sich, daß er in weltlichen Dingen der Kurie dennoch öfter Widerpart bieten mußte; die von Rom verfügte Einweisung eines Ausländers in das Domkapitel seines Suffraganbistums Worms scheiterte an seinem energischen Protest. Differenzen zwischen Kaiser und Papst zogen ihn, den Reichskanzler, wie seine Neffen, kraft ihrer Stellung in mißliche Situationen. Als Kurfürst scheute er sich nicht, den als Nuntius in Frankfurt anwesenden Neffen des Papstes am Vorabend der Kaiserwahl auszuweisen, um die Wahltradition einzuhalten. Innerhalb des Reiches blieben konfessionelle Konflikte nicht aus; hier war Lothar Franz in der Sache konsequent, ja unerbittlich, wo aber politische Probleme damit verquickt waren, schließlich meist zu versöhnlichem Einlenken gestimmt. Die vielbeachtete Konversion des Herzogs Ulrich von Braunschweig-Wolfenbüttel geschah nicht ohne Zutun des Erzbischofs Schönborn, der 1708 im Bamberger Dom auch des Herzogs Nichte Elisabeth Christine als Braut des Königs Karl von Spanien - die nachmalige Kaiserin - wieder in den alten Glauben aufnahm.

[Aus Kat. Ausst. Kurfürst Lothar Franz von Schönborn - Gedächtnisausstellung zur 300-Jahr-Feier seines Geburtstages, Neue Residenz Bamberg 1955, Bamberg 1955]
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Wappen des Lothar Franz von Schönborn, Gößweinstein

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