Die "sozialen" Netzwerke, in denen ich unterwegs bin, sind facebook (viel) und twitter (wenig). Ein Phänomen, welches ich dort (sowie hin und wieder auch hier auf meinem Blog) schon seit geraumer Zeit beobachte ist das der "Erleuchtungsgehemmten Aufklärungsmanie", wie ich es mal ganz unkompliziert nennen will.
Was das ist? Nun, aufgrund meiner Arbeit habe ich in besagten "sozialen" Netzwerken viel Umgang mit Katholiken und Christen. Diese liegen mit mir nicht immer auf einer Wellenlänge. Und dieses Nicht-auf-einer-Wellenlänge-Liegen schiebt offenbar in nicht wenigen Hirnen den "Ich geh jetzt mal online missionieren" Regler auf "11" (im Spinal Tab'schen Sinne).
Dann kommt es zu Sätzen und Kommentaren wie "Die katholische Kirche geht unter, weil Franziskus!" oder "Die katholische Kirche ist schon untergegangen, weil Benedikt!" oder auch "Jesus wollte überhaupt keine Kirche (also... zumindest nicht die katholische...)", gewürzt mit Klassikern aus der "Ich versuch's einfach nochmals mit diesem Argument"-Schublade ("9 Millionen verbrannter Hexen" oder "Vatikan verkaufen = Eine Welt aus Wattebäuschen, Regenbogen und Teddybären!" oder auch "Handkommunion = Erneute Kreuzigung unseren Herrn!"). Es gibt auch die akademische Variante, in welcher die Sätze geschliffener und die Argumente ausgefeilter klingen, die aber dafür mit unbelastbaren Zahlen, nicht nachprüfbaren Anekdoten und sehr, sehr viel "es wird allgemein davon ausgegangen" oder "man darf annehmen" oder "könnte, wäre, hätte" operiert, und so letztlich auch nicht wirklich mit dem superdicken Fundament daherkommt.
Und jetzt nehmt mal dieses Phänomen und übertragt es auf die aktuelle Flüchtlings-Debatte.
Hallo, lieber Pupillenstillstand!
Es ist mir im Moment nicht möglich, auf facebook auch nur drei Einträge weit zu scrollen, ohne daß mir indirekt (weil nicht mich persönlich, sondern jeweils die gesamte persönliche facebook-Freundesliste ansprechend) zu verstehen gegeben wird, daß ich das Thema vollkommen falsch einschätze, indem Bilder, Informationen und Links gepostet werden, die ganz klar das Ziel haben, meine Meinung in eine bestimmte Richtung zu lenken. In den seltensten Fällen wird bei den Bildern und den Informationen eine überprüfbare Quelle mitgeliefert. Und gibt es diese Quelle doch, dann führt sie eher oft als nie zu irgendwelchen Online-Akademien für künftige Aluminiumfolienhüte-Träger.
Und es beschleicht mich das dumpfe Gefühl, daß dort draußen tatsächlich Leute unterwegs sind, die mir nicht zutrauen, mir selbst bestimmte Fragen zu stellen, nach Antworten zu suchen und eine eigene Meinung zu entwickeln. Das wäre dann einigermaßen erträglich, wenn diese Leute mich gut kennen und wenn ich die Möglichkeit habe, ihre gute Absicht zu spüren. Wenn allerdings geshoppte Photos, erfundene Artikel und Links zu Bananenbieger-Seiten von streng genommen wildfremden Leuten in Hülle und Fülle meine Timeline fluten, dann kommt es schon mal dazu, daß ich mir eher die zweite der beiden in der Überschrift formulierten Fragen stelle.
Worauf ich hinaus will: facebook war mal erträglicher und leberschonender (23 Bier, irgendwer?).
4 Kommentare:
23 Biere? Gern, aber erst nächste Woche in Bamberg.
Ist das ok? Dann trinke ich auch eines auf dein Wohl.
Prosit, Bruder!
Klar, ist okay! Hau rein!
Mein Bier heißt Schokolade.
Echt jetzt, diese Ich-werde-das-Abendland-im-Alleingang-retten-wenn-kein-anderer-mitkommt-Posts, die unter jedem schwarzen Haarschopf einen IS-Terroristen vermuten, der mit den Grünen paktiert, die gehen mir dermaßen auf den Keks, daß ich zur Zeit wie wild facebook-Kontakte blockiere. Außerdem - siehe Eingangssatz - machen diese Gestalten dick.
... und dann in Herrsching!
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