Mittwoch, 13. Januar 2016

Nur eine Anmerkung

as Internet und die sozialen Medien machen es unmöglich, die Hysterie, die Überreaktionen und die Peinlichkeiten aus der Debatte herauszuhalten. Natürlich ist nicht das Internet selbst hysterisch, überreagierend und peinlich, sondern es sind die Menschen. Aber ebenso wie bei den Schußwaffen (Das "Guns don't kill people, people do!" wird zumindest in den USA mit jedem "Unfall" stärker hinterfragt) muß man dem Internet schon seine Rolle zugestehen in der Shitstormnormalität dieser Tage.

Es muß nur irgendwo "Ausländer", "Moslem", "Flüchtling", "Migrationshintergrund" oder "Asylbewerber" draufstehen, und man darf ziemlich sicher sein, daß der Inhalt eine bunte Mischung aus Schuldzuweisung, Anmache, Propaganda, Polemik, Verallgemeinerung, Weltuntergangsszenario und Gegeifere ist.

Ebenso wie bei den Delikten selbst eine Minderheit plötzlich den Blick auf die Gesamtgruppe diktiert, teilt das Getobe einer Minderheit im Internet plötzlich alle an der Debatte beteiligten in "Rechte", "Linke", "Gutmenschen", "Ausländerhasser", "Realitätsverweigerer", "Islamfeinde", "Verharmloser", "Scharfmacher", um mal ein paar zu nennen.

Dem "Wenn Du dunkle Augen und Haare und einen Akzent hast, dann bist Du Islamist und Frauenvergewaltiger!" entspricht das "Wenn Du bzgl der Einwanderungspolitik Fragen/Kommentare hast, dann bist du - je nach Stoßrichtung der Frage/des Kommentars - entweder ein haßerfüllter Nazi oder ein blauäugiger Gutmensch!"

Es ist in diesen Tagen für einen normalen, handelsüblichen Internet-Bewohner, der weder mit rechtem noch mit linkem Extremismus etwas am Hut hat, nicht einfach, in den sozialen Medien seine Stimme zu erheben. Denn je nach dem, was für Inhalte er veröffentlicht, wird er entweder als Naziratte oder als Linkenzecke beschimpft, möglicherweise gar als beides, weil er jeweils einer Seite zu sehr in die Richtung der anderen Seite zu tendieren scheint.

Ich halte es daher im Moment für wenig zielführend, mich zu dem Thema zu äußern.

Nur eine Anmerkung brennt mir auf der Zunge: Ich lese immer und immer wieder, daß die Sylvesternacht in Köln der Augenblick war, der Deutschland verändern wird. Ist dies wirklich der Fall? Ich denke, diese Nacht (und die auf sie folgenden Reaktionen) war viel mehr der Augenblick, der gezeigt hat, wie sehr sich Deutschland bereits verändert hat. Das meine ich jetzt ganz nüchtern, ohne dabei in irgendeine Richtung austeilen zu wollen und ohne jeden Weltuntergangs-Unterton oder Zukunftspanik-Beigeschmack.

1 Kommentar:

Severus hat gesagt…

Eben - die Silvesternacht hat die Wahrnehmung verändert. Und dafür war es allerhöchste Zeit!