Montag, 15. Februar 2016

Klänge der Versuchung / Stille der Erlösung

s gibt Tage, die haben ihren eigenen, ganz besonderen Klang. Wie wilde Trommeln fern in einem rostroten Herbstwald. Wie ein sehnendes Saxophon aus der urinsauren Tiefe eines U-Bahn-Schachtes. Wie kühle Synthesizer vor einer jalousie- durchschnittenen Abend-Skyline. Wie jammernde Geigen in den rauchenden Ruinen einer Frontstadt. Wie ein filigranes Spinett zwischen Rosenduft und Marmorglanz. Wie fröhliche Flöten am Ufer eines sprudelnden Baches. Wie eine trauernde Orgel am Sarg eines geliebten Menschen: So sinken diese Tage auf mich herab und lassen sich nieder in mir. Sie klingen, spinnen Melodien und krallen sich mit Ohrwurmwiderhaken fest in meiner Erinnerung, so daß sie immer unvergeßlich bleiben: Sie, die besten Tage und die schlechtesten. In Träumen fort und fort lebend bringen sie mich nachts an Orte, die mal zu schön sein können, mal zu schrecklich, oft zu laut und niemals still genug, an denen letztlich aber doch immer die Hoffnung wie Morgentau auf Schädelhöhen liegt, weil ein ewiges Versprechen der Erlösung für einen Augenblick aus fünf Wunden blutete. Der Satan nimmt immer den Bühneneingang. Der Messias nimmt oft die Hintertüre.

1 Kommentar:

Bizibeli hat gesagt…

Gänsehaut....