Sonntag, 28. Februar 2016

Legitim...?

anchmal genügt ein Satz, um die Ganze Verwirrung, Dramatik und Ausweglosigkeit einer Situation aufzuzeigen, in die man sich freiwillig hineinbegeben hat. Einen solchen Satz las ich soeben im Tagesspiegel. Es war eine Frage, um genau zu sein. Und sie lautet:
    "Ist es nach Clausnitz, nach unzähligen Brandanschlägen legitim, über Hass und Vorurteile von Flüchtlingen zu sprechen?"
Erst einmal sollte man über Haß und Vorteile nicht nur sprechen, sondern auch Mittel und Wege finden, sie abzustellen. Wenn man aber nur über Haß und Vorurteile sprechen möchte, so tut man gut daran, dieses Darüber-Sprechen nicht irgendwelchen Bedingungen zu unterwerfen. Wie leicht gehen uns die Anklagen und die Urteile doch sonst von den Lippen. Niemand käme z.B. auf die Idee, zu fragen, ob man über den Haß oder die Menschenverachtung oder die Ausländerfeindlichkeit oder wasweißich welchen Anklagepunkt du jour der AfD sprechen darf, obwohl in den vergangenen Wochen auf ein Parteibüro geschossen, ein Infostand angegriffen und das Auto eines Funktionärs abgefackelt wurde. Niemand käme auf die Idee, zu fragen, ob man den Christen immer noch die Kreuzzüge und die Hexenverfolgung vorhalten darf, obwohl doch die Christen Anhänger der weltweit am häufigsten und am heftigsten verfolgte Religion sind. Niemand käme auf die Idee, zu fragen, ob man die Organisatoren und Sympathisanten der Demo für alle mit jeder im linksradikalen Phrasenbuch auffindbaren Beleidigung verletzen und lächerlich machen darf (während man - wohlgemerkt - über den "Haß™" dieser Organisatoren und Sympathisanten spricht), obwohl es doch einen Anschlag auf ein Beverfoerde-Firmengebäude gab.

Es gibt keinen Haß, der edler ist, nur weil die Hassenden einer Gruppe angehören, die ihrerseits Empfänger unschöner Gefühle und Äußerungen ist. Es gibt keine Vorurteile, die plausibler sind, nur weil die Urteilenden sich darauf berufen können, daß sie zu einer Gruppe gehören, die ebenfalls nicht immer korrekt bewertet wird.

Es gibt keinen legitimen Haß, und es gibt kein legitimes Schweigen über Haß.

1 Kommentar:

Helene hat gesagt…

Helene:
Kleine Anmerkung - es handelt sich um den "Tagesspiegel" und nicht um die "Tagespost". (Zwischen beiden liegen bekanntlich weltanschauliche Welten..)