Freitag, 19. Mai 2017

Enthüllung / Geheimnis

en silberblauen Nebel verlassend, lausche ich den Maschinen. Wie verzerrtes Wolfsgeheul schallt es von den harten Schemen herüber. In kantiger Geschäftigkeit verrichten die Metallskulpturen ihren monotonen Dienst, in rauhem Dialekt gleichzeitig schaffend und zerstörend. Ein einsamer Vogel fleht im kalten Morgenduft. Er wird von zischenden Dampferuptionen verhöhnt.

oldene Schnallen gemächlicher Schuhe bewerfen mich mit Sonnenlicht. Der Würdenträger lange Purpurschleppen ziehen gravitätisch an mir vorbei, fließen durch die alten Straßen wie schweres Blut durch glatte Adern. Routine glänzt sanft auf runden Gesichtern. Ein Säugling jauchzt in den warmen Mittag hinein. Das Geläut der Glocken bestätigt sein Zeugnis.

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Eine winzige Miniatur - und sehr anspruchsvoll. Der erste Teil hat sich mir erst nach mehrmaligem Lesen erschlossen - und mein Steampunkherz jubelt.
Dieser Kontrast zwischen der dräuend-utilitaristischen Maschinenwelt und dem frohen katholischen Prunk ist spannend und schön.

Für den Pedanten: der Säugling jauchzt, gönn dem Kleinen noch ein t.

Es gibt sicher Kritiker, die finden, Du benutzt zu viele Adjektive. Lass sie reden. Tatsächlich bin ich mit Adjektiven vorsichtig und streiche selbst immer gerne welche, aber hier kann ich nur sagen "das soll so". Katholische Würdenträger als das Blut in den Straßenadern einer alten Stadt - der Vergleich ist herrlich.

Der Herr Alipius hat gesagt…

Danke für die ausführliche Besprechung! Ich weiß selbst, daß ich total Adjektiv-abhängig bin. Aber irgendwie machen die Dinger so Spaß!