Samstag, 28. Februar 2015

Weltwahn

Hi Leute!

Es herrscht eine eigenartige Stimmung im Internet, in den Medien und in der Welt.

So viele Leute haben Angst. So viele Leute haben Wut. So viele Leute fällen Urteile. So viele Leute wollen Recht haben.

Es gibt Anklagen und Ausreden, Vergewaltigungen und Verharmlosungen, Brutalitäten und Banalitäten, Gewalt und Gerede.

Wenn es wirklich stimmt, daß es kein richtiges Leben im falschen gibt, dann bräuchten naive Hosenscheißer wie wir bitte erst einmal jemanden, der uns erklärt, was richtig und was falsch ist.

Ha-ha!

Reingelegt!

Brauchen wir natürlich nicht!

Denn wir haben ja Jesus, die Heilige Schrift und die Kirche!

Ja ja ja... Wir wissen schon... "Wie könnt ihr es wagen, euch im Besitz der Wahrheit zu wähnen, ihr kleinen, finsterkatholischen Weihrauchmolche?"

Naja... Um ganz ehrlich zu sein: Wir wagen es eigentlich gar nicht, weil es sich für uns nicht wie ein Wagnis anfühlt. Wenn Jesus sagt "Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben", dann kaufen wir ihm das in der vorteilhaften Dreierpackung auch ab.

Ein Weg? Ja, bitte! Ist uns lieber als mitten in der Wüste zu stehen und keiner Spur folgen zu können! Ein Leben? Nehmen wir! Und wir halten auch daran fest, weil es ein Geschenk von Gott ist. Die Wahrheit? Immer her damit! Lügen sind letztlich doof, weil sie dem Menschen eine andere Welt vorgaukeln.

Je mehr gelogen wird, desto weniger kann man sich sicher sein, ob die Welt, die einem präsentiert wird, auch wirklich die Welt ist, wie sie existiert. Das führt zu einer Unsicherheit auf den Wegen oder gar zur Angst, einen Weg zu beschreiten. Und das führt schließlich zu einer Verkümmerung des Lebens.

Mit Jesus fährt man da eindeutig gut.

Und selbst, wenn es noch so viele Menschen gibt, die sich Christen nennen, aber offen oder versteckt nur am Zuwachs der eigenen Macht oder des eigenen Vermögens arbeiten und dabei auch vor derbem Säbelrasseln nicht zurückschrecken (ach, wären es doch nur Säbel und keine Bomben und Raketen); selbst, wenn es noch so viele Menschen gibt, in deren Augen das Bekenntnis zu Christus den Tod verdient hat: Wir scheren uns nicht drum!

Wir können alle nur unseren Beitrag leisten, die meisten von uns in einem sehr begrenzten Rahmen. Aber wir alle haben eine Seele, die in die Welt geworfen ist und die eines Tages nervös zappelnd vor Gott schwebt, um sich ihr Zeugnis abzuholen. Und ein mickriges "Ausreichend (und zwar grade eben noch)" auf diesem Zeugnis ist wichtiger als alle Macht auf Erden, macht glücklicher als jeder besiegte Feind, ist großartiger als jeder irdische Reichtum.

Deswegen machen wir uns keine Sorgen. Gott hat uns lieb. Wir haben Gott lieb. Alles andere ist erstmal Nebensache.

4 Kommentare:

Maria hat gesagt…

Sehr schön! Vor allem die letzten vier Sätze! Für einen Moment habe ich sie genossen, wie einen schönen Traum.
Um dann wieder zu denken: wenn's doch nur so einfach wäre...
aber vielleicht ist es das ja wirklich?!

Peter Friedrich hat gesagt…

Ich sehe eben nicht meine Seele irgendwann einmal, "eines Tages", auf der Skala der kosmologischen Zeitachse weiter vorn, "zappelnd" vor "Gott" schweben und sich ihr "Zeugnis abholen", also - röchel - das wäre doch nur eine verewigte Revancheideologie, das ist doch nicht so schwer zu durchschauen.
Und "nervös" macht mich vieles, ganz bestimmt aber gerade nicht die innerliche Hinwendung zum Raum der Transzendenz, zur Akzeptation in der liebenden Gegenüberhaftigkeit als solcher.
Nun, ich halte den konservativistischen Bereich der katholischen Kirche mittlerweile für derartig verheerend, daß ich ein offenes Schisma ehrlicher fände.
Man benutzt dort vielfach die Religion, um sich die Lebenswirklichkeit der Menschen vom Leib zu halten und sich hinter Verfeierlichungen und Ritualen zu verstecken (wobei ich nicht unterschlage, für die Sinnlichkeit mancher religiösen Rituale sehr empfänglich zu sein). Allein schon die ekklesiogen erzeugten Störungen der Psychogenese, der daraus entstandende sexuelle Mißbrauch in den Kirchen und zu allem Überfluß der katastrophale Umgang mit den Folgen, das unsägliche Abwälzen auf "68er" oder "Homolobby" als Schuldige eines uralten strukturellen Problems der kath. Kirche, nicht zuletzt das Wegekeln von einem der wenigen lebendigen Christen unserer Zeit, Eugen Drewermann - disqualifiziert die gesamte "alte" Kirche ein für alle Mal.
Das alles hat mit einer, wie ich es nennen würde, "christlichen Haltung" mir selbst und meinen Mitmenschen gegenüber nichts zu tun. Schon wer sich "Christ" nennt in Abgrenzung zu anderen identitären Gruppen hat aufgehört ein Christ zu, nun, nennen wir es werden. Und das wäre vielleicht noch der einzig glaubhafte Weg für ein Christentum der Zukunft: In einer christlichen Haltung zum Menschen, aus der persönlichen Resonanzbeziehung im Glauben an den einen Gott, der die personale, mitfühlende Liebe selber ist, der in den Mittelpunkt der menschlichen Existenz gesetzt wird, werden wir im Prozess unseres Denkens, Fühlens und Handelns Christen, stets aufs Neue. Jegliche Glaubensstatik wird überwunden ins Leben hinein.

Wem aber nun Glaubensbekenntnisse und Rituale wichtiger sind, bekommt alles, der darf sich nennen Römisch, Katholisch, Apostolisch, Unfehlbar, Wahrheitsbesitzend, von Gott in besonderer Weise berufen, Mitglied der Einzig Wahren Römisch - Katholischen Kirche und noch viel mehr.

So könnte ein ehrliches Schisma zum Gewinn für alle Beteiligten werden.

Gruß

Anonym hat gesagt…

Natürlich habe ich Angst und Wut, wenn ich sehe, wie Menschen gefoltert und abgeschlachtet werden, und ich kann absolut nichts dagegen tun außer beten.
Natürlich habe ich Fragen, die von keinem Menschen beantwortet werden können - das Wort "Theodizee" könnt Ihr ergoogeln.
Natürlich habe ich nicht die mindeste Ahnung, wie tapfer oder wie feige ich wäre, wenn ich selbst vor der Wahl stünde "Entweder sagen, daß Mohammed der Prophet ist, oder vor laufender Kamera totgefoltert werden".
Ich weiß nur eines: Wenn ich mich in all dieser Angst und Unsicherheit woanders hin als zu Jesus wende, lande ich auf der Nase und werde nicht wieder aufgehoben. Um mir bei dieser Hinwendung zu helfen, gibt es Kirchen, und am menschlichsten, weisesten und effektivsten leistet diese Hilfe die katholische Kirche. Sie hat Regeln und Rituale, weil Menschen Regeln und Rituale brauchen.
Sie hat die Sakramente, weil Jesus ihr die geschenkt hat.
Nicht der, dem Glaubensbekenntnisse und Rituale wichtiger sind als alles andere, darf sich römisch, katholisch, apostolisch, unfehlbar etc. nennen. Sondern jeder, der der einen, heiligen, katholischen und apostolischen Kirche angehört, ist berufen und befähigt, nach Kräften Gutes zu tun. Nicht zusätzlich zum Katholischsein, nicht trotz des Katholischseins, nicht als nettes Beiwerk zum Katholischsein - sondern wegen des Katholischseins.
"Schwach ausreichend"? Nein, so sehe ich das, was ich tu, absolut nicht. Eher "katastrophal und nicht mal ansatzweise ausreichend". Aber die Kirche lehrt mich, und die Sakramente der Buße und der Eucharistie bestätigen es mir immer wieder, daß mein Ungenügen an Gottes Liebe zu mir rein gar nichts ändert.
Gut, oder?

Der Herr Alipius hat gesagt…

Ja, gut! Das "ausreichend (und zwar grade eben noch)" bezog sich übrigens ja nicht auf den Stand, in dem wir uns im Moment aufgrund unserer Werke und Worte befinden (da haben wir alle noch zu tun...), sondern auf den Stand, in dem wir gerne wären, wenn's so weit ist.