Samstag, 9. Mai 2015

Laß mich rezensieren Deinen Hammer-Gedichtband

Zwischen Blauregenexplosion und Eichhörnchenreportage versteckt sich bei Claudia die Bitte um Rezensionen ihres Gedichtbandes "Laß mich bekennen Deine Mandelblüte".

Dieser Bitte komme ich gerne nach.

Gleich zu Beginn sei gestanden, daß ich das Werk noch gar nicht gänzlich durchgeackert habe. Aber der Eindruck, den ich nach zwei Dritteln habe, wird nie und nimmer vom Rest noch verdunkelt werden können. Also presche ich vorlaut voran und gebe hier meinen Senf dazu. Weil ich aber nicht weiß, wie man professionell Bücher rezensiert, schreibe ich einfach munter drauflos.

Der Gedichtband beginnt gleich mit einem Paukenschlag, wenn die Autorin ihr Wort "An Gott" richtet, in Sonettform erst einmal klarstellt, wer hier was beiträgt ("Aus eigner Kraft kann ich nur gehn, nicht schweben") und somit die Richtung für das gesamte Buch vorgibt: Gott ist es, der nicht nur das Universum, sondern auch die Dichterin mit Leben und Ideen ausstattet. Gott ist es, der zuerst alles ermöglicht und dem daher zuletzt jeder Dank geschuldet ist.

Es folgen weitere 116 Werke (wenn ich mich nicht verzählt habe). Das Buch ist also durchaus großzügig gefüllt.

Mir fiel zuerst auf, daß ich in einem Gedichtband lese, der ausgesprochen viel Persönliches enthält. Am deutlichsten wird dies in den Kapiteln Suche und Zweifel, Vertrauen und Schuld und Umkehr. Claudia gewährt uns dort an einigen Stellen durchaus Einblick in ihre Seele (wie verrückt ist das, daß ich ein Buch bespreche und die Autorin einfach frech beim Vornamen nennen darf?). Es geht aber dabei nicht exhibitionistisch oder marktschreierisch zu. Zumindest für mich war es beim Lesen so, daß ich mich in vielen der Texten wiederfinden konnte. Ob es anderen Lesern ebenso ergehen wird, das kann ich natürlich nicht vorhersagen. Es seien aber wenigstens jedem Vielleicht-Gedichtbandkäufer Texte wie "Verbannung", "Jesus im Jobcenter" oder "Gottesschrecken" ans Herz gelegt, die demonstrieren, wie die Autorin eine dunkle Anfangsstimmung mit leichter Hand und kunstvollem Federstrich in ein Meer aus Hoffnung münden läßt.

Sehr gut gefällt mir Claudias Humor. Der kommt nicht aus der Abteilung "Lautes Wiehern mit gleichzeitigem Schenkelschlagen", sondern versteckt sich oft zwischen Achselzucken, Augenzwinkern und dem Seufzer "Irgendwie sind wir Menschen ja auch ganz schön bekloppt". Gute Beispiele dafür sind "Schlechter Tag", "Andreae Gryphii Internet" oder "Jerusalemer Klatsch".

Ein weiterer Pluspunkt ist die Kreativität. Daß Claudia Sonette mag, dürfte jeder wissen, der einmal bei ihr auf dem Blog mitgelesen hat. Daß sie sich von der Strenge der Form aber nicht einfach ihre Gedanken einsperren oder ihre Themen reduzieren läßt, wird jeder wissen, der dieses Buch gelesen hat.

Mir persönlich gefiel zum Beispiel besonders gut "Der Wirt", in dem Claudia einfach mal den Herbergsvater zu Worte kommen läßt, dem wir die Geburt im Stall zu verdanken haben. Knorke!

Im Kapitel Maria, Engel und Heilige vebirgt sich gleich eine ganze handvoll lesenswerter Perlen, wie zum Beispiel "Francesco", "Monica", "Martin von Tours" und nicht zuletzt die beiden Nikolaus-Legenden "Das Stratelatenwunder des Nikolaos" und "Nikolaus und der Betrüger".

Besonders beeindruckend schließlich ist die Folge der vier Gedichte "Syrien", "Unkraut und Weizen", "ISIS" und "Vor dem Angesicht meiner Feinde". Die ersten drei Werke wurden wahrscheinlich mit einer in der Hosentasche geballten Faust geschrieben, doch wieder löst sich das Dunkel schließlich auf, als im vierten Gedicht die Hoffnung zu Worte kommt: "Vielleicht zeigt uns dein Morgenrot, was wir gemeinsam haben". Ganz toll!

Für das ganze Buch gilt: Ihren Glauben versteht Claudia ganz und gar nicht zu verstecken und reicht ihn stellenweise so ehrlich, mitreißend und berührend dar, daß ich manchmal eine Träne vergießen mußte sozusagen als Geschenk an eine Schwester in Christo.

Habe ich auch einen Kritikpunkt? Eigentlich nicht. Vielleicht einen winzigen Wunsch: Der Humor der Autorin darf bei zu erhoffenden künftigen Veröffentlichungen gerne noch ein wenig häufiger durchscheinen.

Fazit: Egal, ob Ihr nun Katholiken seid oder Protestanten, tief gläubig oder voll von gutem Willen: Wenn Euch die Gedichtform und besonders die Sonettform nicht gänzlich abschrecken, dann gehört dieses Buch meiner Meinung nach zu den Erscheinungen des Jahres 2015, die man bitte gefälligst zu lesen hat. Also: Zackzack! Ab in den Buchhandel und das Ding gekauft oder bestellt!

Liebe Claudia: Danke für diesen Gedichtband, den ich so richtig genieße!

3 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Dank für diese Rezension! Das macht Mut.

Raphaela hat gesagt…

Angeregt von Deiner Rezension habe ich das Buch gerade auf der Homepage des Verlags gesucht. Die Leseprobe dort hat mir dann alles gesagt, was ich wissen mußte -- das Buch ist schon bestellt. Das ist ohne Zweifel die sprachlich schönste Lyrik, die mir seit Rilke begegnet ist. Freue mich schon aufs Lesen!

Anonym hat gesagt…

Seit Rilke...
Jetzt bin ich platt.
Danke!